Die Festspiele rund um Schloss Neersen feiern 2024 ihren 40. Geburtstag - wir blicken zurück auf ein spannendes, lustiges und ereignisreiches "Leben"
Datum
Die frühen 80er-Jahre - Geburtsstunde der Festspiele
Die Idee zu den Schlossfestspielen Neersen soll bereits im Sommer 1983 gekommen sein: Während Gerhard Ernst und Horst Gurski, Schauspieler des benachbarten Gemeinschaftstheaters Krefeld-Mönchengladbach, verschiedene Radtouren am Niederrhein unternahmen, sollen sie auf das Neersener Schloss gestoßen sein. Von dem Gebäude und seiner Umgebung, dem Innenhof und dem Park, sollen sie so angetan gewesen sein, dass sie ihre Idee von einem Freilichttheater der Stadtverwaltung Willich vortrugen. Ob die Geschichte mit der Fahrradtour stimmt, kann bis heute nicht eindeutig bestätigt werden, fest steht aber, dass sie in den Kulturverantwortlichen der Verwaltung engagierte Fürsprecher fanden. Es galt aber noch, den Stadtrat für ein städtisches Theater zu gewinnen, was nicht so einfach war. Erst einige Überzeugungsarbeit, darunter auch die von Bürgermeisterin Käthe Franke, führte -noch mit Bedenken- zur Zustimmung eines Freilichttheaters.
1984
Am 13. Juli 1984 war es dann so weit. Als erstes Stück der Festspiele Schloß Neersen brachten die Gründer Gerhard Ernst und Horst Gurski „Der zerbrochene Krug“(Foto) von Heinrich von Kleists auf die Bühne. Als zweites Stück wurde „Das tapfere Schneiderlein“ mit Horst Gurski in der Titelrolle inszeniert. Nach dem Ende der ersten Spielzeit konnten die beiden Intendanten ein durchweg positives Fazit ziehen, denn begeisterte Zuschauerinnen und Zuschauer sowie ständig ausverkaufte Ränge sorgten für eine wahre Theatereuphorie in Willich, sodass auch der Stadtrat von einer Fortsetzung überzeugt war.
1987
Die Bekanntheit der Schlossfestspiele wuchs und auch die Tribüne wurde größer. Während im ersten Jahr noch 275 Personen Platz nehmen konnten, wurden nun 475 Einzelsitze mit Rückenlehnen angeboten. Auf dem Spielplan der 4. Saison standen William Shakespeare mit seiner Tragödie „Romeo und Julia“(Foto), die Komödie „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni und das Märchenspiel „Der Kalif Storch“. Bei den Proben zu „Romeo und Julia“ kam es zu einem Unfall, der glimpflich ausging. Romeo-Darsteller Markus Hoffman stürzte vom Balkon und fiel für die weitere Saison aus. Als Ersatz sprang Intendant Horst Gurski ein, der innerhalb von kürzester Zeit die Rolle lernte und sein schauspielerisches Können bewies.
1989
Im 6. Jahr der Festspiel wurden Lessings "Nathan der Weise", "Mirandolina" von Goldoni und als Kinderstück "Dornröschen" gespielt. Als Ergänzung dazu wurde erstmals eine Studiobühne mit 120 Sitzplätzen im Schlosskeller eingerichtet. Dort wurde vier Mal das Zwei-Personen-Stück "Mister Pilks Irrenhaus" von Ken Campbell und zwei Mal der Monolog von Peter Hacks "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" (Bild) inszeniert. Charlotte von Stein, gespielt von Elisabeth Holtkamp, reflektierte die Auswirkungen von Goethes Abwesenheit auf ihr Leben und ihre Gefühle. Das Stück beleuchtete die emotionale und intellektuelle Verbindung der beiden sowie die Spannungen und Konflikte, die durch Goethes Reise entstanden.
Seitdem gehören die Gastspiele zur Festspielzeit dazu und werden (mittlerweile vor allem im Ratssaal zu finden) begeistert aufgenommen. Und auch in diesem Jahr kann sich das Neersener Publikum auf einiges freuen: Den Auftakt machte der "Tatortreiniger" am 03. Juni mit Jan Schuba, Laura Vorgang, Jens Hajek und Slim Weidenfeld. Der letzte Festspieltag am 18. August gehört unserem Ensemble mit "Best of Musical" sowie der Oper am Rhein mit der Opern- und Operettengala.
1992
Als eines der Hauptstücke wurde Goldonis „Der Lügner“ inszeniert. Auf dem Spielplan standen zudem Shakespeares „Hamlet, Prinz von Dänemark“ sowie „Eine kleine Zauberflöte“ nach Mozart und von Harry Niemann auf die Bühne gebracht. Zu diesem Zeitpunkt ahnt der Schauspieler, der auf dem Foto links zu sehen ist, sicherlich nicht, dass er noch 30 Jahre später ein wichtiger Teil der Schlossfestspiele Neersen sein wird. Wer das wohl ist?
Die gesuchte Person wurde in Zürich geboren, wuchs aufgrund der Berufe der Eltern in vielen deutschen Städten auf und besuchte die Westfälische Schauspielschule Bochum. Als Schauspieler war die gesuchte Person unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Theater Bochum und am Staatstheater Hannover, bevor das Schreiben und Inszenieren von Theaterstücken in den Fokus geriet. Mit über 100 Inszenierungen ist die gesuchte Person mittlerweile ein renommierter Regisseur im deutschsprachigen Raum, hierzu zählen Agatha Christies Klassiker „Die Mausefalle“, die im Londoner West End gastierte. Nach Neersen verschlug es die gesuchte Person wieder im Jahr 2008 als Regisseur für Goldonis „Mirandolina“. Es folgten weitere Inszenierungen wie „Der Mustergatte“, „Der Geizige“ und in dieser Saison „Mulan“. Seit 2015 ist die gesuchte Person Intendant der Festspiele Neersen. Es ist… Jan Bodinus!
1995
Im Jahr 1995 steht ein wahrer „Bilderbuchsommer“ bevor. Den Spielplan füllten "Hochzeit des Figaro" von Beaumarchais in der Inszenierung von Neidhardt Nordmann, "Der zerbrochene Krug" von Kleist, das von Intendant Norbert Kollakowsky auf die Bühne gebracht wird, und "Schneeweißchen und Rosenrot" nach den Gebrüdern Grimm, inszeniert von Claus Boltze.
Auf der Studiobühne präsentierten die Schlossfestspiele mit "Fülle des Wohllauts" ein Kapitel aus Thomas Manns Roman "Der Zauberberg", eine Episode aus "Tucholsky und Genossen" und "Heldentod". Und auch der Stücketausch wurde wieder realisiert: Die Burgfestspiele Mayen besuchten Neersen mit "Ein Sommernachtstraum", die Burghofspiele Eltville hatten "Romeo und Julia" im Gepäck. Aufgrund des guten Wetters wurden tausende Theaterbegeisterte zu den Festspielen gezogen.
1997
Währenddessen hielt das Jahr 1997 mehr Regen für Neersen bereit. Besonders betroffen war dabei das Kinderstück „Das tapfere Schneiderlein“(Foto), einem Märchen der Gebrüder Grimm, das von Markus Vogelbacher und Neidhardt Nordmann auf die Bühne gebracht wurde. Bereits die Premiere wurde nass, doch die Vorfreude des unerschrockenen Publikums konnte davon nicht aufgehalten werden. Und so spielte sich das Ensemble durch die Regenvorstellung, die schlussendlich ein Erfolg wurde.
Als Abendstücke wurden „Amadeus“ von Peter Schaffer und Shakespeares „Wie es euch gefällt“ inszeniert. Im Studioprogramm griff das Ensemble zu den Kochlöffeln und servierte in „Lieder aus der Küche“ neben Balladen und Schauergeschichten die „Neersener Moritatensuppe“.
Mit dem immer größer werdenden Erfolg der Festspiele ging es voller Euphorie in die Planung der nächsten Schlossfestspiele Neersen.